Bundesregierung setzt auf KI: Chancen, Risiken und internationale Abhängigkeiten im Überblick

31.07.2025 161 mal gelesen 7 Kommentare

Künstliche Intelligenz: Die Hype-Tech-Agenda der Bundesregierung

Die Bundesregierung hat ihre Hightech-Agenda beschlossen und setzt dabei einen klaren Fokus auf Künstliche Intelligenz (KI). Ziel ist es, bis 2030 zehn Prozent der deutschen Wirtschaftsleistung KI-basiert zu erwirtschaften. Das Strategiepapier, das aus dem Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt stammt, bleibt jedoch vage, wie dieses Ziel konkret erreicht oder gemessen werden soll. Professor Florian Butollo von der Goethe-Universität Frankfurt kritisiert die Unschärfe der Formulierung und weist darauf hin, dass der Beitrag von KI zur Wertschöpfung schwer messbar ist, da die Arbeit meist in Interaktion zwischen Mensch und Technologie erfolgt.

Laut einer IBM-Studie investieren etwa zwei Drittel der CEOs in neue Technologien, bevor sie deren ökonomischen Wert vollständig verstanden haben. Die Sorge, von der Konkurrenz abgehängt zu werden, treibt auch die Politik an. Die Bundesregierung plant, mindestens eine der europäischen AI Gigafactories nach Deutschland zu holen. Diese Rechenzentren sollen über mindestens 100.000 Hochleistungsprozessoren (GPU) verfügen, während die größten Anlagen in Deutschland derzeit rund 25.000 GPU haben. Die EU-Kommission plant europaweit fünf solcher Gigafactories mit Kosten von jeweils drei bis fünf Milliarden Euro. Ein europäischer Fonds soll den Bau mit insgesamt 20 Milliarden Euro bezuschussen, wobei 35 Prozent der Kosten von den Steuerzahlern getragen werden.

Trotz des Optimismus der Bundesregierung gibt es international Anzeichen für ein Abflauen des KI-Hypes. In China wurden 2023 und 2024 über 500 Rechenzentren angekündigt, aber bis Ende 2024 waren nur 150 gebaut und 80 Prozent davon nicht in Gebrauch. Die MIT Technology Review berichtet, dass viele dieser Projekte scheitern und Investoren versuchen, die Rechenzentren unter Marktwert zu verkaufen. Auch in den USA haben Unternehmen wie Microsoft und Amazon Bauprojekte für Rechenzentren pausiert.

„Nicht die KI macht etwas, sondern Menschen machen etwas mit KI. Unternehmen schaden sich also selbst, wenn sie am menschlichen Arbeitsvermögen sparen, ohne das die KI nicht sinnvoll eingesetzt werden kann.“ (Florian Butollo, Goethe-Universität Frankfurt)

Die Bundesregierung will mit Steuergeldern als „Ankerkunde“ für die Gigafactories auftreten, um eine Mindestnachfrage zu sichern. Dies deutet darauf hin, dass der Staat selbst nicht voll vom Selbstläufer KI-Hype überzeugt ist.

Geplante AI Gigafactories in Europa Anzahl GPU pro Zentrum Kosten pro Zentrum Gesamtkosten EU-Fonds Anteil Steuerzahler
5 mind. 100.000 3-5 Mrd. € 20 Mrd. € 35 %
  • Ziel: 10 % der Wirtschaftsleistung bis 2030 KI-basiert
  • 76 Interessensbekundungen für Gigafactories bis Juni eingereicht
  • 80 % der neuen Rechenzentren in China nicht in Gebrauch

Infobox: Die Bundesregierung setzt auf KI als Wachstumsmotor, doch internationale Erfahrungen zeigen, dass der Hype abebbt und viele Projekte wirtschaftlich scheitern. (Quelle: netzpolitik.org)

KI-Kundenservice: Das deutsche KI-Wunder

Die Hightech-Agenda der Bundesregierung stellt Künstliche Intelligenz an die Spitze der Schlüsseltechnologien. Besonders im Fokus steht die Chip-Produktion, obwohl Intel kürzlich seine Pläne für eine Chipfabrik in Magdeburg aufgegeben hat. Ein bemerkenswertes Ereignis ist die Übernahme des Düsseldorfer KI-Start-ups Cognigy durch den US-Softwarekonzern Nice für 955 Millionen Euro. Cognigy entwickelt Sprach- und Chatbots für den Kundenservice und ist damit einer der größten europäischen KI-Deals. Zum Vergleich: Die Übernahme des finnischen Start-ups Silo AI durch AMD lag bei 665 Millionen Dollar.

Die Übernahme zeigt einerseits die hohe Bewertung deutscher KI-Unternehmen, andererseits aber auch die Abhängigkeit von US-Konzernen. In der Gamesbranche wird KI zunehmend eingesetzt, etwa für Sprachsynthese, 3D-Modellierung und Qualitätssicherung. Unternehmen wie Nvidia und Google treiben diese Entwicklung voran. Gleichzeitig gibt es in der Branche starke Entlassungswellen, zuletzt bei Microsofts Gamingsparte Xbox, was auf einen Wandel der Arbeitswelt durch KI hindeutet.

  • Cognigy-Übernahme: 955 Mio. €
  • Silo AI-Übernahme: 665 Mio. $
  • KI in Games: Sprachsynthese, 3D-Modelle, Qualitätssicherung

Neue KI-Tools wie der ChatGPT Agent und der Study Mode von OpenAI zeigen, dass KI zwar beeindruckende Ergebnisse liefern kann, aber noch nicht immer wirklich hilfreich ist. Der Study Mode unterstützt beim Lernen, indem er nicht sofort antwortet, sondern zum eigenständigen Denken anregt.

Infobox: Die deutsche KI-Branche erzielt Rekordbewertungen, bleibt aber von US-Konzernen abhängig. KI verändert die Gamesbranche und den Kundenservice grundlegend. (Quelle: DIE ZEIT)

Eltern aufgepasst: Darum können KI-Kinderbücher gefährlich sein

Immer mehr Kinderbücher, die vollständig von Künstlicher Intelligenz erstellt wurden, tauchen auf Plattformen wie Amazon auf. Die Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz warnt vor möglichen Gefahren: Die Qualität dieser Bücher kann nicht vorab geprüft werden, und im schlimmsten Fall enthalten sie verstörende oder sogar gesundheitsgefährdende Informationen. Maximilian Heitkämper von der Verbraucherzentrale betont, dass gerade bei Kinderbüchern besondere Sorgfalt geboten ist, da sie oft sensible Themen behandeln.

Auf dem Markt herrscht eine „Goldgräberstimmung“, und es gibt eine regelrechte Flut an KI-generierten Kinderbüchern. Ein weiteres Problem ist das Fehlen einer einheitlichen Kennzeichnungspflicht. Ab August 2026 gilt zwar eine EU-weite Kennzeichnungspflicht für KI-generierte Inhalte, diese betrifft aber voraussichtlich keine Kinderbücher. Autoren wie Stefan Gemmel sehen die Gefahr, dass KI-Bücher menschliche Erfahrung, Emotionen und Empathie vermissen lassen. Die Mainzer Buchhändlerin Susanne Lux kritisiert, dass KI-Bücher oft schlichte Geschichten mit schablonenhaften Figuren und lieblosen Illustrationen bieten.

„Die Politik hängt der Entwicklung komplett hinterher. Die KI entwickelt sich ständig weiter, während wir noch versuchen, dem Stand von vor einem Jahr Gesetze zu geben.“ (Stefan Gemmel, Autor)
  • Verbraucherzentrale: Flut an KI-Kinderbüchern festgestellt
  • Ab August 2026: EU-Kennzeichnungspflicht für KI-Inhalte, aber nicht für Kinderbücher
  • Kritik: Fehlende Empathie und Qualität bei KI-Büchern

Infobox: KI-Kinderbücher bergen Risiken für Kinder und den Buchmarkt, da sie oft unzureichend geprüft und nicht gekennzeichnet sind. (Quelle: SWR)

Hiscox KI-Umfrage 2025: Intensive Nutzung, unterschätzte Risiken

Eine aktuelle, repräsentative Umfrage von Hiscox zeigt, dass 76 Prozent der Entscheider in deutschen Dienstleistungsunternehmen KI bereits einsetzen. 81 Prozent erwarten dadurch einen positiven Effekt auf die Wettbewerbsfähigkeit. Besonders häufig wird KI in der Datenanalyse (49 %), im Kundenservice (47 %) und im Personalwesen (28 %) genutzt. Der „KI-Reifegrad“ wird im Median mit 6 von 10 bewertet.

Trotz der intensiven Nutzung gibt es erhebliche Wissenslücken: Nur 43 Prozent der Unternehmen haben ihre Mitarbeitenden zur sicheren KI-Nutzung geschult, und 53 Prozent der Entscheider geben an, dass es im Unternehmen an grundlegendem Know-how fehlt. 42 Prozent der Entscheider sind unsicher bezüglich gesetzlicher Vorgaben wie dem AI Act. Nur 24,7 Prozent der Unternehmen sind gegen KI-Risiken versichert, während 14 Prozent der Entscheider nicht wissen, ob ihr Unternehmen abgesichert ist.

Bereich Anteil der Unternehmen
KI-Einsatz insgesamt 76 %
Positiver Effekt auf Wettbewerbsfähigkeit erwartet 81 %
Datenanalyse 49 %
Kundenservice 47 %
Personalwesen 28 %
Schulung zur sicheren KI-Nutzung 43 %
Versicherung gegen KI-Risiken 24,7 %
  • 53 % der Entscheider sehen Know-how-Defizite
  • 42 % unsicher bezüglich regulatorischer Anforderungen
  • 14 % wissen nicht, ob ihr Unternehmen versichert ist

Infobox: Die Nutzung von KI ist weit verbreitet, doch rechtliche und sicherheitsrelevante Risiken werden oft unterschätzt. (Quelle: Braunschweiger Zeitung)

Quellen:

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Was mich noch interessieren würde: Gibt es denn schon erste Erfahrungen, wie solche Gigafactories in anderen Ländern wirklich laufen oder ob die einfach nur als Statussymbol hingestellt werden?
Also das mit den kinderbüchern macht mich schon bisshcne fettig, ich stell mir so vor wie da einfach die KI zeuchs reinballert und kontroliert das keiner so richtig. Da kann doch viel mist reinkommen, wenn da keine prüfung is... und warum gibts erst 2026 kennzeihchung, biss dahin kann mans auch nciht gebrauchen. Meine nichte hat auch mal so nen buch bekommen und da war kein plan was da abgeht, die story hat null sinn gemacht irgendwie, echt schade!
Ich finde spannend, was jemand über die Abhängigkeit von US-Konzernen angesprochen hat – das merkt man ja auch an solchen Übernahmen wie bei Cognigy. Immer wieder schnappen sich die großen Player aus den USA die deutschen KI-Firmen, das fühlt sich schon blöd an, weil so echtes Know-how einfach abwandert. Irgendwie fehlt hierzulande einfach der Mut, solche Unternehmen auch mal langfristig eigenständig gross zu machen, statt sie gleich zu verkaufen.
Die sache mit den KI-Büchern hät ich garnich gewusst, das is schon krass dass man quasi einfach so sachen auf Amazon stellen kann OHNE das da i-einer guckt was drinsteht oder? Da müssten doch irgentwo regeln sein, dass das bei büchern für kinders nich geht, weil so KI kann ja garnich wissen was so kids vertagen oder net, voll easy das die dann schmarn reinschreiben. Und dann will die EU erst ab 2026 was ändern, is ja bischen spät, weil bis dann hats doch schon jeder gelesen.
Also ich hab mal gelesen das die Politik eh immer zu langsam ist mit Gesetze machen für sowas wie KI und die KI sich schneller änderd als die das regeln können.
Zu den vielen neuen KI-Kinderbüchern wundert’s mich ehrlich gesagt, dass die Politik da immer noch keine klare Kennzeichnungspflicht hinbekommen hat – ab 2026 ist einfach zu spät, gerade bei sowas sensiblen.
Das mit den vielen KI-Kinderbüchern finde ich ehrlich gesagt echt komisch, weil man überhaupt nicht weiß, was da so alles drin steht und ob das für Kinder überhaupt passt – da müsste dringend vorher besser geprüft und gekennzeichnet werden.

Zusammenfassung des Artikels

Die Bundesregierung setzt auf KI als Wachstumsmotor, doch internationale Erfahrungen und Risiken wie unklare Strategien, Abhängigkeit von US-Konzernen und Qualitätsprobleme bei KI-Inhalten dämpfen den Hype.

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